29.01.2021

Ein Unternehmer im wahrsten Sinne des Wortes


Anna-Maria Haesen & Alfons Nelissen

Als Sohn eines Schmieds lernte Alfons Nelissen, was harte Arbeit bedeutet. Vor allem, als er aufgrund des vorzeitigen Todes seines Vaters die Schmiede übernahm. Und das hat sich ausgezahlt. Obwohl er keine Ahnung hatte, wie man Ziegel herstellt und backt, ließ er sich nicht davon abhalten, ein ganz neues Geschäft zu eröffnen: die Ziegelbrennrei Nelissen!


Begeistert, beharrlich und mit Herzblut für das noch junge Familienunternehmen machte er sich an die Arbeit. Er legte den Grundstein für die Ziegelfabrik als ein lokaler und nationaler Spieler in der Ziegelindustrie. Heute würden man ihn wahrscheinlich als einen versierten, aber altmodischen Fabrikdirektor beschreiben, einen Geschäftsführer der alten Schule. Vor 100 Jahren, als er in das Ziegelgeschäft einstieg, war er jedoch ein waschechter Unternehmer.

Es liegt in der Familie

Unternehmertum lag der Familie Nelissen im Blut. Initiative nehmen, Risiken eingehen, Mut zeigen und ein Unternehmen mit der gebotenen Sorgfalt leiten – der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sein Vater Laurentius scheute sich nicht, die Ärmel hochzukrempeln. Er war ein bekannter Schmied und Händler von unter anderem landwirtschaftlichen Maschinen und Werkzeug. Seine Schmiede war erfolgreiche. Anna-Maria Haesen, Alfons Frau, war ihrem Ehemann ebenbürtig. Sie brachte nicht nur sieben Kinder zur Welt, sondern gab ihnen auch wichtige Werte mit auf den Lebensweg, um im Leben erfolgreich zu sein. Sie führte mit ihrer Mutter ein Café, sie stand hinter der Theke eines Geschäfts für Haushaltartikel wie Garn, Wollmützen, Leinkuchen, Leinsamen, Tabak und Zigarren, aber auch Clogs, und später verkaufte sie sogar Fahrräder. Außerdem betrieb sie in ihrem Haus ein Gasthaus für Zollbeamte.

Schnelle Mahlzeiten

Alfons Nelissen war praktisch mit seinem Geschäft verheiratet. Dies geht aus einem Zeugnis von Julien Nelissen hervor. Er ist 90 Jahre alt und das einzige überlebende Mitglied der 9-köpfigen Familie von Alfons und Anna-Maria. „Als er mittags nach Hause kam (sein Haus war eigentlich nur wenige Gehminuten von der Ziegelei entfernt), musste das Essen bereits auf dem Tisch stehen“, erinnert sich Julien als wäre es erst gestern gewesen. „Er musste die ihm servierte Mahlzeit schnell essen können. Dabei setzte er sich auf ganz besondere Weise an den Tisch: er saß nicht direkt vor seinem Teller, sondern, im Gegenteil, mit gekreuzten Beinen quer auf seinem Stuhl. Es ging darum, keine Zeit zu verschwenden, er wollte so schnell wie möglich zum Feldbrandofen und zu den Trocknern zurückkehren. Am Tisch musste es still sein, denn er musste nachdenken können“, endet Julien Nelissen. „So war er nun einmal, mein Vater.“

Die Wahl

Er wollte nach vorne. Er sah Wachstumschancen in dem Geschäft, in das er seine Familie im Laufe der Zeit miteinbezog. Er stellte sieben Arbeiter ein. Als Patron des Geschäfts war er streng, aber gerecht gegenüber seinen Mitarbeitern. Er war vorsichtig und ging nur kalkulierte Risiken ein. Er war sehr sparsam, eine Tugend, die die drei nachfolgenden Generationen von ihm übernommen haben. Er war lernbegierig und für Innovationen aufgeschlossen.; allerdings mussten sie ihn überzeugen. Davon zeugt Gaston Nelissen, Alfons Enkel und einer der Manager der dritten Generation im Familienunternehmen. „Mein Opa wollte sehr gerne, dass ich in das Unternehmen einsteige, aber ich war im Begriff in den Kongo (unsere damalige Kolonie in Afrika) zu reisen, um dort an der Universität zu dozieren“, sagt er. „Er ließ mich regelmäßig wissen, dass er mich in der Ziegelei brauchte.“ Also dachte Gaston sich eine List aus. „Ich habe meinen Großvater vor die Wahl gestellt: Entweder er investiert in neue Öfen und Maschinen, oder ich packe meine Koffer und fahre endgültig in den Kongo! Nun, er stimmte zu. Er griff in seine Tasche, um die Ziegelproduktion zu modernisieren, und ich trat in das Unternehmen ein. Ich habe dort fast 50 Jahre gearbeitet und hatte all die Jahre Handlungsfreiheit.“ 
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